Pater Josef Zapf SVD
Gesetz des Loslassens
"Schwerlich entschließt sich ein Mensch, den Spatz in der Hand freizulassen,
weil eine Taube auf dem Dach ihn anblickt.
Der Spatz ist ein Bild für das kleine ichhafte Glück.
Die Taube gleicht dem größeren Glück unseres wahren Wesens.
Spatz und Taube sind nur im Vergleich aufeinander bezogen.
Ich und Wesen entsprechen sich in Wirklichkeit.
Dieser Bezug erstellt ein neues Gesetz:
Wir gewinnen im Verlieren.
Existentielle Verwandlung führt:
Von der Enge des Ich in die Weite des Selbst;
Von der Einsamkeit des Ich in die Stille des Selbst;
Von der Verzweiflung des Ich in die Seligkeit des Selbst.
Eine Weisung erhebt unsere Verwandlung zum Lebensgesetz:
Wo immer wir unseren Egoismus antreffen, sollten wir ihn loslassen.
Kurz ist die Formel. Lang ist der Weg.
Aber wie intensiv ließe das Loslassen uns reifen
zur menschlichen Ganzheit!"
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Frage nach dem Sinn
Warum blendet der Glanz der Dinge unser Auge?
Weshalb betäubt der Lärm der Welt unser Ohr?
Greifen unsere Hände nicht zu eilfertig nach
Geld und Gut?
Betört das Vergnügen unser Herz nicht bisweilen
gegen dessen eigenes Wollen?
Wie berauschen Macht und Ehre unsere Seele!
Grelle falsche Lichter machen uns blind.
Folgen wir maßlos den Lockungen der Sinne,
so werden wir taub und stumm.
Unser wahres Wesen bleibt uns verborgen.
Dennoch stirbt in uns nicht die Sehnsucht.
Wo aber findet menschliches Leben sein wahres Ziel?
Leben ist mehr als Nahrung, Kleidung und Wohnung.
Beruf ist mehr als Geldverdienen und Karriere.
Liebe ist mehr als Trieb und Leidenschaft.
Ehe ist mehr als System und Institution.
Glaube ist mehr als Zeremonie und Theologie.
Hoffnung ist mehr als Vertröstung aufs Jenseits.
Gott ist mehr als menschliche Weisheit erahnt.
Was treibt uns unaufhaltsam hinaus über alles
Erreichte?
Wo kommen wir her?
Wo gehen wir hin?"
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Pierre Stutz
"Da sein
Raum und Zeit sind wie aufgehoben
Momente des Glücks
bewohnen mich ganz
Mich vergessen
in der Hingabe an das
Minuten des Glücks
erfüllen mich zutiefst
Miteinander eintauchen
in die Kraft der Ewigkeit
Stunden des Glücks
verbinden mich mit allem Sein."
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Ina Seidel
" Viel zu selten
kenne ich die Bäume,
die vor meinem Fenster
stehn und rauschen.
*
Viel zu selten
baun sich meine Träume
Nester um die Winde
zu belauschen.
Und des Himmels
Silberwolkenspiele
gehn vorüber,
ohne mich zu trösten.
Ganz vergessen
habe ich so viele Wunder,
die mir einst
das Herz erlösten."
***
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